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Arch.Voit 1.Preis

Arch.Voit 1.Preis

„Im zweiten Anlauf soll alles besser werden” schreibt die AZ am 18.März 2011 und die DAZ versucht den Frontalangriff auf die Theaterleitung mit einem Interview am 18.03.2011 des SPD-Mannes und Juristen Kiefer zu untermauern. Wer aber die Diskussionen im Bauausschuss am 17.März aufmerksam verfolgt hat kommt zu dem Schluss, dass alles noch viel schlimmer kommen könnte.

 

 

 

Knackpunkt ist das Ansinnen des Baureferenten, nun „die Ausschreibung auf völlig neue (und referatseigene) Beine zu stellen “und nicht nur die Gewerke zu trennen sondern auch völlig neue Konzepte zuzulassen.

Ob Stahl, Holz oder Beton alles sei möglich und die Planung soll so geändert werden, dass der Haupteingang an der Kasernstraße liegt – so, wie es Architekt Voit beim Realisierungswettbewerb 2002 vorsah und damit den 1.Preis gewann.

Das Büro PFP aus Hamburg ist „raus” obwohl dieses Büro über ein VOF-Verfahren 2009 den Auftrag erhielt. Dagegen soll nun ein „örtliches Büro” eingeschaltet werden.

Das klingt weniger nach Interim und mehr nach Neubau Schauspielhaus!

Fassen wir also zusammen:

2002 gewinnt das Architekturbüro Voit und Partner in Augsburg den 1. Preis des Realisierungswettbewerbs für das Schauspielhaus an der Kasernstraße mit der Pflicht der Stadt für eine Beauftragung im Fall, dass es zum Bau kommt.

2009 führt das Hochbauamt ein VOF-Vergabeverfahren für die Umgestaltung und Sanierung der Spielstätten durch, aus dem das Hamburger Büro PFP als Planer hervorgeht und neue Entwurfspläne für eine „Interimsspielstätte” zeichnet.

2011 beauftragt der Baureferent eine örtliches Architekturbüro, ungeachtet aller vorher eingegangenen Verpflichtungen und Beauftragungen. Die bisherige Planung (Eingangssituation) soll geändet werden, alles ist offen und alles ist möglich!

1Projekt – 3Planungsbüros – 3Honorare

Architekt Voit klagt bereits gegen die Stadt, eine Klage von PFP könnte folgen. Erstaunlich dabei ist, dass die örtliche Architektenschaft, die Kammer und der Wettbewerbsausschuss schweigen, obwohl gegen alle Vergabegepflogenheiten verstoßen wird!

 

Volker Schafitel

Aktualisierung des Artikels am 11.05.2011 vorerst anhand des Links zur DAZ vom 10.05.2011

10 Kommentare

  1. Karin Brandl sagt:

    Das ungelegte Ei hatte ein Gschmäckle, das jeder roch. Nun sieht es so aus, als ob doch lieber ein bißchen mehr Schauspielhaus gebaut werden soll, aber leider auch wieder auf Krücken! Wenn Architekt Voit beauftragt würde, hätte das Szenario zumindest jetzt eine gewisse Folgerichtigkeit und vielleicht könnte man ja zur damaligen Siegerplanung zurückkehren. Dann wäre der Wettbewerb von 2002 ein bißchen weniger Theater.
    Und Architekten müßten sich nicht länger fragen, ob der Aufwand, in Augsburg an einem Wettbewerb teilzunehmen, überhaupt noch erstrebenswert ist.

  2. Emminger sagt:

    Zugespitzt formuliert der Artikel, aber in Bezug auf den Wettbewerb von 2002 verhält sich das ein wenig anders als vom Autor dargestellt… :
    Der Sachverhalt ist der, dass die Stadt 2002 einen Wettbewerb innerhalb eines VOF-Verfahren gestartet hat, das Vergabeverfahren aber nie zum Abschluss gebracht hat, also weder den Auftrag vergeben noch das VOF-Verfahren aufgehoben hat.
    Von daher könnten Ansprüche aller Preisträger –nicht nur des ersten- bestehen.
    Denn es ist so, dass “einer” der Preisträger beauftragt werden muss und nicht zwingend der erste. Das Preisgericht hat also lediglich eine Empfehlung für den 1. Preisträger abgegeben.

    Die Stadt hat hier eigentlich die Aufgabe ihre vergaberechtliche Situation zu klären, was da dann also die Kammer oder die örtliche Architektenschaft veranlassen soll, wenn die Problematik für alle (fachlich) Beteiligten in Bezug auf den Wettbewerb klar auf dem Tisch liegt, ist mir schleierhaft… .

  3. Emminger sagt:

    Ach so, noch ein Nachtrag:
    Was ist eigentlich das Theater der Zukunft? Wie wird Theater denn in 20,30 oder 50 Jahren aussehen?
    Ist die Form der Aufführungen des großen Hauses für zukünftige Generationen immer noch ein Anziehungspunkt?
    Oder bietet diese Krise nicht auch die Chance auf Weiterentwicklung, Veränderung?
    Muss nicht vielleicht das Theater zu den Menschen kommen, also in die Stadtteile hinein? Brauchen wir dafür dann die zentrale Spielstätte? Ich frage mich, ob gerade in Zeiten der klammen Kassen die Fixierung auf die zentrale Spielstätte mit all den entstehenden Kosten der richtige Ansatz ist, auch im Hinblick auf die Nutzungsdauer der angestrebten Investition im Zusammenhang mit Konsumenten, die mit derlei Spielpraxis in 20 Jahren vielleicht nichts mehr anfangen können und wollen. Es gäbe schon einige Spielstätten in den unterschiedlichen Stadtteilen, an denen mit Erfolg kleinere Produktionen den Menschen näher gebracht werden könnten.
    Armut zwingt zur Kreativität – oder: wenn ich mir nunmal nur Geld für den gebrauchten Kleinwagen habe, kann ich eben keinen Neuwagen fahren, auch wenn’s noch so schön wär… .

  4. Volker Schafitel sagt:

    Zu 2.
    Da liegt aus meiner Perspektive klar auf dem Tisch, dass 2002 der Wettbewerb einen 1.Preis gebracht hat und der Preisträger damals aufgefordert wurde, Pläne für die Förderung zu fertigen. Dies ist wohl geschehen. Daraufhin wurde eine 50%-tige Förderquote in Aussicht gestellt.

    Davon abgesehen steigert es nicht die Motivation kreativer Architekten, sich an Wettbewerben zu beteiligen, wenn man sich als Bester qualifiziert hat und dann quasi freihändig ein x-beliebiges Büro den Planungsauftrag für das Projekt erhält.

    Da sehe ich einen kollegialen Handlungsbedarf – denn morgen trifft es den nächsten Kollegen!

    Zu 3.)
    Wenn das Argument Armut nur für Kultur und Bildung herangezogen wird sehe ich Probleme. Erst Recht wenn dieses Argument ein Kreativer spielt. Wo bleibt die Armut beim CFS (33 Mio) bei der Messe (18Mio) bei der Kongresshalle (22 Mio) beim FCA Stadion (27Mio) bei diversen unsinnigen Straßenbauprojekten (100 Mio).

    Dass nicht eine HighTec-Bühne eine gute Inzenierung garantiert wissen wir alle, aber die grundlegende Infrastruktur muss da sein, um nachhaltige Theaterqualität zu bieten.

    Das Bauerntheater kann Freude machen wie die Blaskapelle – doch bewegt haben die Welt die Symphonien!

  5. pro musica sagt:

    ..und trotz der spezifisch Augsburgerischen Vergabeverfahren, gibt die Theaterleitung der Firma Züblin den Auftrag..war es so oder nicht?
    Im Moment übernimmt das Hochbauamt die “tragende Rolle” bei der neuen Ausschreibung. Meine Frage zu Voitschem Modell: war bei seinem Preis-Vorschlag Bühnentechnik und Haustechnik mit einbegriffen? Ich frage, weil ich dachte, das Züblin-Angebot ist nur für den reinen Bau. Von Bühnentechnik versteht doch Züblin nichts?!?

  6. Klaus Stumpf sagt:

    Ein typischer Schafitel,

    gute Argumente und notwendige, richtige Kritik gewürzt mit unzutreffender Polemik.

    Natürlich ist es richtig, die enormen Summen für Stadien und Verkehr zu hinterfragen, aber Jens Emminger hat recht, das Thema Theater über den Container hinaus zu erweitern. Wir reden hier über das einzige kommunale Drei-Spartenhaus Bayerns. Wir müssen die Maßnahme Gesamtsanierung des Theaters, mit einem Umfang von 100 Mio, zur Diskussion stellen, wenn für die Basis von Kultur und Bildung, nämlich unsere Schulen in ihrem jämmerlichen Zustand, viel zu wenig Geld da ist.

    Auch ich liebe Symphonien und Opern, es muß aber darüber diskutiert werden, ob es sinnvoll ist, für einen Tempel zur Neuinszenierung von 100 bis 200 Jahre alter Musik- und Theaterkunst derartigen Aufwand zu treiben. Aktuelle Kunst hat andere Ausdrucksformen entwickelt, die andere Strukturen erfordert, – welche Mittel werden hierfür eingesetzt?

    Es ist prima wenn sich Augsburg u.a. als Mozart- und Brechtstadt positioniert. Es ist prima wenn wir uns ein städtisches Theater mit dem vollen klassischen Repertoire leisten. Fragt sich nur, ob die aktuellen Mozarts und Brechts auch wieder abhauen, weil ihnen keine Möglichkeiten und Mittel zu Verfügung gestellt werden.

    Als bürgerliche Intellektuelle mit kulturellen Idealen müssen wir das Thema natürlich ganz vorsichtig mit ganz spitzen Fingern anfassen…

    Deswegen auch nur wenig Polemik zum Schluß:

    Was hat die Welt des 20. Jahrhundert wirklich bewegt, – Arnold Schönberg und Pablo Picasso oder Walt Disney und die Beatles? – und was ist heute die bewegende Kultur? – am Ende kriegen wir zu hören: Autos und Fußball…

  7. Emminger sagt:

    @pro musica:

    http://www.daz-augsburg.de/?p=17687

    steht eigentlich alles drin… 😉

  8. vs sagt:

    Dezember 2010 – Lt. einer Beschlussvorlage aus dem Referat 5 (Grab) soll der Stadtrat die Fa. Züblin beauftragen, die Interimsspielstätte für 5.916.485,65 Euro zu bauen. Ein Fehlbetrag von 1,7 Mio (Drittmittel) steht noch aus und soll von der Stadt an das Theater gegeben werden.

    Dezember 2010 – Lt. einer 2. Beschlussvorlage aus dem Referat 6 (Merkle) soll der Auftrag für 5.916.485,65 Euro „vorbehaltlich der Zustimmung des Fördergebers zur Gesamtfinanzierung“ an Züblin vergeben werden.

    Januar 2011 – Lt, einer Beschlussvorlage aus dem Referat 5 (Grab) werden die beiden vorangegangen Beschlüsse vom Dez. 2010 „modifiziert“! Die Kosten für die Interimsspielstätte haben sich um 537.000 Euro erhöht. Dieser Betrag wird aus dem Posten „Rückbaurückstellung Komödie „ finanziert, da durch die Übereignung des rückwärtigen Anwesen Hunoldsgraben 27 an den Eigentümer der Komödie, die im Haushalt eingestellten Rückbaukosten entfallen. Von 750.000 Euro im Haushalt wurden 150.000 Euro dem Eigentümer mit dem Hunoldsgraben 27 „beigegeben“!

    Die Fa. Züblin wurde demnach nicht beauftragt. Eine neue Ausschreibung des Projekts wird vorbereitet. Alles ist offen. Der künftige Auftagnehmer kann Entwurfsvorschläge machen.

    Das ist Planungskultur in Augsburg (keine Polemik!)

  9. vs sagt:

    Im Angebot von Züblin war die Bühnentechnik enthalten. Diese war auch Bestandteil der Ausschreibung 2010.

    Die ” Interimsspielstätte” war planerisch und haushalterisch so ausgelegt, das sie mindestens 20 Jahre steht!

  10. Emminger sagt:

    “…Die Fa. Züblin wurde demnach nicht beauftragt. Eine neue Ausschreibung des Projekts wird vorbereitet. Alles ist offen. Der künftige Auftagnehmer kann Entwurfsvorschläge machen. …”

    Konnte ja auch nicht beauftragt werden, nachdem die Regierung das Verfahren “kassiert” hat… .
    Nach dem Durchlesen des DAZ-Artikels, macht jedoch das Thema “Entwurfsvorschlag” durchaus Sinn – wenn das schon funktional ausgeschrieben werden soll, wäre das nicht nur ein Wettbewerb um den günstigsten Preis einer vorgegebenen Lösung, sondern um die günstigste Lösung insgesamt, wobei die je nach Bieterentwurf variieren können.
    Im Sinne einer GU-Vergabe ja auch passend.

    Das sichert dann allerdings noch keine architektonische Qualität, und wenn das 20 Jahre stehen soll, dann fällt mir umgehend wieder der Satz ein: Nichts hält länger als ein Provisorium.
    Warum also nicht das alte WBW-Verfahren entweder mit einem der Preisträger weiterverfolgen, oder förmlich aufheben und ein neues, an den aktuellen Gegebenheiten angepaßtes Architektur-Wbw-verfahren starten?

    Aber davor meine ich, sollte grundsätzlich diskutiert werden, ob die Gesamtinvestition tatsächlich zukünftig gedacht, also nachhaltig ist. Da hab ich nachwievor meine Zweifel, siehe die Kommentare oben.

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