Bäume ohne Lobby

Ein grüner Punkt mit roten Kreuz sieht auf dem Plan harmlos aus und bedeutet, dass ein Innenstadtbaum der Gestaltungsabsicht des Architekten oder dem Spurplan eines Verkehrsplaners “weichen” muss und außerhalb der Stadt auf Parkplätzen oder Ausfallstraßen “ersatzgepflanzt wird“. In Stuttgart organisieren die Grünen den Protest gegen die Baumfällung für S21, in Augsburg die Urabstimmung zwischen 3 OB-Kandidaten. 

 

In Augsburg werden keine Bäume gefällt, sondern sie “müssen weichen”! Diese Diktion hat sich die örtliche Presse angeeignet, wohl um etwas Unvermeidbares auszudrücken, das möglicherweise zum Wohle aller und einer besseren Zukunft dient! Dabei herrscht eine noch nie dagewesene Grünzerstörungswut in der Innenstadt die keine Ersatzpflanzung ausgleichen und kein Nachwachsen heilen kann.

Wir können Zukunft” skandiert ein Chor von Zerstörungswütigen zum Kreischen der Motorsägen und hinterlässt kahle Straßen und ausgelichtete Parks.

Es ist kein Ende in Sicht. Kaum “weichen” die Bäume an der Schaezlerstraße schon lädt die Stadtregierung zum “Bürgerdialog GO WEST” für die Trassenführung der Linie 5! Vom Baureferenten wird die Linienführung durch die Rosenaustraße favorisiert. Dort steht heute noch eine schöne Kastanienallee! In AUGSBURGS ZUKUNFT wahrscheinlich nicht mehr! 

Die rechtsgültige Beschlussfassung des BPlans 500 vom 14.01.2011 beinhaltet einen Fällplan z.B. auch im Bereich der Schaezlerstraße. Der linke Plan zeigt die Schaezlerstraße von Süd (Einmündung Bahnhofstraße von links) nach Nord (Prinzregentenstraße).
Die Fällbäume sind mit roten Punkten markiert. An der Kreuzung Holbeinstraße sollten 5 Bäume, und an der Kreuzung Prinzregentenstraße 1 Baum gefällt werden.

Die Realität sieht man auf dem Foto rechts. Die gesamte Westseite der Schaezlerstraße ist seit letzter Woche baumfrei – gegen die Planzeichnung im BPlan 500!

Die Medien und die Grünen wären die klassische Lobby der Bäume. Die Medien kommen in der Regel zu spät und Augsburgs Grüne setzen Straßenbahnen gegen Weltklimaerwärmung und opfern dafür hunderte von Augsburgs Stadtbäumen. Alle wollenZUKUNFT KÖNNEN “!

Kahlschläge, die wütend machen – titelt ein AZ – Kommentar gegen die vielen Baumfreimachungen. Auch bei uns rufen Bürger an, beklagen sich, schimpfen, weinen und jammern! Aber die Wut kommt zu spät, wenn der Baum abgesägt ist.

In der Zeitung steht „Gut dass die Bürger aufpassen”? Wenn man diesen Satz ließt und die Reste der Bäume sieht, spürt man schmerzhaft die bürgerliche Ohnmacht!

A. Schmidt – AZ 9.März 2013 

AZ 9.März 2013 – Kahlschlag Bärenkellerbad

AZ – 7. März 2013 – Kahlschlag am Kaisersee

AZ-23.März 2013 – Abgesägt

Jüdisch Historischer Verein Augsburg (Mai 2013)

V. Schafitel

10 Kommentare

  1. Cristina Lange sagt:

    Zu dem Bebauungsplan 500, vom Planungsamt sowie Bauamt “schöngeredet”: Ecke Spitalgasse/Eserwallstrasse sollte nur ein Baum gefällt werden, plötzlich waren aber weitere drei “krank” und wurden gefällt. Dabei handelt es sich um die stets tödlich verlaufende Tiefbauamtkrankheit, manchmal auch Umweltreferatkrankheit. Im Arnoldschen Gartengut, an der südlichen Seite der Eserwallstrasse, mussten gleich 11 Bäume dran glauben, diesmal war es laut Grünamt “Wildwuchs”.
    Summa summarum: Hauptsache das Grünzeug ist weg, die Pflege des selbigen geringer und der Weg frei für fragwürdige Verkehrsprojekte, die aber allesamt ZUKUNFT machen!

  2. emminger sagt:

    Ja ist denn Schon Wahlkampf? Mal wieder mit Bäumen?

    Die Fällungen in der Schaezlerstraße sind in einem anderen Kontext zu sehen, nämlich frühzeitige Alterung und Schädigung der Bäume.
    Ist leider so, dass die bisher üblichen Stadtbaumarten mit den Auswirkungen der klimatischen Veränderungen und den damit verbundenen Folgewirkungen (Trockenheit, Schädlinge,…) nicht mehr zurechtkommen. Was folgt ist der mittelfristige Umbau des Stadtgrüns.
    Ich kenne da an der Schaezlerstraße noch ein paar Bäume mehr, die es schon lange hinter sich haben und dringend ersetzt werden müssten.
    Von daher kann ich die Kritik im Artikel schon aus fachlicher Sicht überhaupt nicht nachvollziehen, das sind absolut notwendige Maßnahmen. Stadtbäume haben nun mal eine deutlich kürzere Lebensdauer im Vergleich zu ihren außerhalb stehenden Artverwandten, wer sich darüber aufregt, hat diese Zusammenhänge leider nicht kapiert und sollte sich vielleicht erstmal um die wirksame Reduzierung des Autoverkehrs bemühen. Gerade die Schadstoffbelastung in Verbindung mit Trockenheit, Hitze und Staub wirkt als starker Alterungsbeschleuniger.

    Im übrigen werden gerade die Baumscheiben mit neuem Substrat gefüllt und ich gehe davo aus, dass demnächst wieder junge neue Bäume drin stehen. Und damit also wieder an Ort und Stelle und nicht irgendwo auf der grünen Wiese, wäre schön wenn hier im Artikel solche Sachverhalte entsprechend recherchiert und richtig dargestellt werden würden… .

  3. Admin sagt:

    Angeblich wurden die Bäume gefällt, weil Sie den “Windzugkräften” in der Schaezlerstraße nicht mehr standhalten. Wir sehen weder ein Konzept zur Verbesserung bestehender Baumstandorte (größere Baumscheiben, Öffnung der Versiegelung, Entfernung von Efeu, ausreichende Bewässerung, Pflegeschnitt usw.) noch ein Konzept für eine konsequente Stadtbegrünung (Gesamtersatz von Gründerzeitalleen durch hochwertige Großbäume mit ausreichendem Pflanzlöchern)! Was Du als “mittelfristigen Umbau des Stadtgüns bezeichnest” ist die willkürliche Fällung von Bäumen ohne Planungskonzept. Ersatz erfolgt, wenn überhaupt durch minderwertige Jungbäume. Mich erstaunt Deine Bewertung der Situation aus der Sicht eines Landschaftsplaners. Von Deinen renomierten Kollegen kommt massive Kritik zum Vorgehen der Stadt. Es ist auch nciht Wahlkampf, denn Tiefbauamt und Grünordnugnsamt stehen nicht auf dem Wahlzettel!

  4. emminger sagt:

    Nachtrag :
    Gestern ist in der Schaezlerstraße bereits mit den Pflanzungen begonnen worden… .

  5. emminger sagt:

    Von Tiefbauamt oder Grünamt hast du gar nicht geschrieben, wohl aber von einer politischen Partei, den Grünen… .
    In Bezug auf Verbesserung der Baumstandorte ist es in der Stadt einfach schwierig hier größere Veränderungen herbeizuführen (Sparten kann man nunmal nicht wegdiskutieren, die Alternative wäre das alles oberirdisch zu legen, aber den Aufschrei möchte ich dann hören…). Wenn Du dir die Arbeiten an der Schaezlerstr. z.B. genau angesehen hättest, hättest Du einen Substrataustausch letzte Woche feststellen können. Des weiteren werden im Regelfall unterirdisch zusätzlich verdichtungsfähige Substrate eingebaut, bis der in technischen Vorschriften vorgegebene Wurzelraum erreicht ist. Das bildet sich leider nicht immer an der Oberfläche aus, da geb ich dir recht. Die Aussage “hochwetige Großbäume” ist nicht nur aus meiner Sicht grundfalsch. Je größer der zu pflanzende Baum desto schwieriger der Anwuchs am neuen Standort. Mal ganz abgesehen, dass es angesichts der städtischen Spartenthematik oft so eng zugeht, dass man Schwierigkeiten bekommt, die Ballengrößen unterzukriegen. Großbaumverpflanzungen im Straßenkontext sind fachlich gesehen Humbug und meiner Meinung nach rausgeschmissenes Geld. Ein relativ junger Baum hat im Vergleich zu dem von dir geforderten Großbaum einfach bessere Anpassungsmöglichkeiten.
    Im übrigen ist das dann auch ein Pflegethema.
    Und wenn ich dich erstaunt habe, prima, das zeigt doch nur die Vielfalt an fachlich unterschiedlichen Meinungen, selbst von un”renomierten” Kollegen.

  6. v.s sagt:

    Vorab freue ich mich, dass Du Dich wieder in die Forumsdiskussion einbringst. Das belebt diese Plattform und ist auch ihr Sinn und Zweck.

    Es gibt in der Stadt historische Baumstandorte. Auf dem heute noch geschützten Altstadtgrüngürtel wurde 1771 durch den Stadtrat beschlossen, für die Bürger Augsburgs Lindenalleen zum Spazieren gehen außerhalb der Stadtmauer anzulegen. Diese führen über Schiessgrabenstraße, Schaezlerstraße , Gesundbrunnen, Thommstraße, Graben, Eserwall.

    Diese Beschlusslage und deren gewachsenen Baumbestand kann man nicht wegdiskutieren. Sparten haben darauf Rücksicht zu nehmen. Insofern überrascht mich Dein Einwand als Landschaftsarchitekt und mehr noch der makabere Hinweis auf oberirdische Spartenverlegung, der ja nur für Strom und Kabel gilt und nicht für Gas, Wasser und Wärme!

    Ich habe mir heute die Pflanzarbeiten in der Schaezlerstraße angesehen und freue mich grundsätzlich, dass dort nachgepflanzt wird. Ob das nun durch unseren Beitrag ausgelöst wurde oder schon bei der Fällung geplant war, ist ja Nebensache.

    Gepflanzt wird an diesem Standort auf Lehmboden. Dies erfordert eine spezielle Ausstattung des Pflanzlochs, die dort nicht vollzogen wird. Am Boden des Pflanzlochs muss eine Schotterschicht mit einer Ringdrainage und 2 nach oben führenden Bewässerungsrohren verlegt werden, weil die kleine Baumscheibe (hier Streifen) nicht genug Wasser an die Wurzeln bringt. Erst danach kann das Pflanzsubstrat eingefüllt werden.

    Die neuen Bäume in der Schaezlerstraße haben einen Durchmesser von 6 cm. Alleen werden in der Regel mit einem Stammdurchmesser von 10cm auf 1,3m Höhe neu gepflanzt. Das meinte ich mit Großbäumen.

    Gepflanzt werden an der Schaezlerstraße jetzt Ulmen. Möglicherweise ist der Denkmalschutz noch nicht zu Landschaftsarchitekten durchgedrungen, aber eine historische Lindenallee mit Ulmen aufzuforsten ist ein grober Verstoß!
    Es Widerspricht auch dem Ratsbeschluss von 1771, denn so alt er auch ist, wurde er bis heute nicht aufgehoben und gilt! Übrigens sind Ulmen mehr gefährdet als Winterlinden, falls jemand ein solches Argument bringt!

    Wenn am Altstadtgrüngürtel grundsätzliches etwas verändert werden soll, bedarf es dafür neuer Beschlüsse und vor allem eines Konzepts. Deshalb plädiere ich dafür, die Amtsleiterstelle sehr qualifiziert zu besetzen! Die derzeitige „Interimsbesetzung“ scheint nach dem System „Kraut und Rüben“ vorzugehen. Ersatzpflanzungen erfolgen neuerdings sogar mit Ginkobäumen!

    Dass ich meine Informationen von einem renommierten Kollegen habe bedeutet doch nicht, dass Du ein unrenommierter bist. Wir sind doch alle ein bisschen renommiert…. 😉

    Volker Schafitel

  7. emminger sagt:

    1) Zur Historie:
    Ok, da sind wir an einem spannenden Punkt, für mich an der Frage, wie bewahre ich einen historischen Zustand in einem planerischen Bereich, der wie kein anderer einer permanenten Veränderung unterliegt und nur durch Pflege aufrechterhalten werden kann (wobei ich da gerne auch diskutiere, was denn eigentlich als “historisch” bezeichnet werden sollte, sind es 20, 50 oder 100 Jahre? Letzteres finde ich persönlich fragwürdig, fallen doch viele Schöpfungen der jüngeren Geschichte dann schon mal nicht unter den Begriff des historischen, sind diese also dann weniger schützenswert? aktuelles Beispiel aus dem Grünflächenbereich: der kleine Park am Alpini-Denkmal, den ich sehr schätze und den ich aus gartendenkmalpflegerischer Sicht auch schützen würde… aber gut, das ist ein anderes Thema).
    Es mag ja damals, im 18.Jhdt. sinnvoll gewesen sein an diesen Stellen Linden anzupflanzen, aber macht das heute, knapp 250 Jahre immer noch Sinn? Nochmal auf meine vergangenen Posts zurückgegriffen, Stadtklimawandel und Belastungen durch zunehmende Verkehrsaufkommen können wir doch nicht ausblenden. Wie soll ich das erklären, wenn ich zwar der historischen Vorgabe streng folge, mir dafür die neu gepflanzten Bäume innerhalb einer für Bäume kürzesten Zeit wieder wegsterben, weil sie eben nicht (mehr) für diese speziellen Standorte geeignet sind?
    1771, wenn wir hier die Umgebung betrachten, war der Raum, auf dem sich diese Alleen befanden außerhalb der Stadt, die Alleen u.a. Verbindungen zu den vor der Stadt gelegenen Gartengrundstücken der städtischen Oberschicht. Klar, die fanden Lindenalleen natürlich prima, aber mittlerweile ist der ländliche Kontext aufgrund der rasanten Stadtentwicklung schon längst überbaut worden.
    Was ich also in die heutige Zeit transportieren kann, ist die Form der Allee, sie ist mit wenigen Resten der ehemaligen Bebauung aus dieser Zeit eine Erinnerung an die einstige Zustände. Diese Alleen kann ich aber gerade an diesen hochbelasteten Standorten nur halten, wenn ich in der Baumartenwahl Flexibilität zeige. Ich kann mich hier nur permanent wiederholen. Wir werden uns von vielen gewohnten Baumarten in der Stadt verabschieden müssen, wenn wir Bäume in der Stadt halten wollen. Die Alternative dazu ist eine radikale Umkehr in der Verkehrspolitik, mit einem fast vollständigen Verzicht auf verbrennungsbetriebenen MIV, aber daran zu glauben hab ich auch schon lange aufgegeben. Werden wir erst erleben, wenn das Erdöl demnächst mal weg ist und ich fürchte für meine Lebenszeit wird das noch reichen… .
    Klar kann man jetzt diskutieren, ob man nicht z.B. Amerikanische Stadtlinden hätte pflanzen sollen, oder andere Sorten. Ich finde aber persönlich nicht die Festlegung auf eine Art wichtig, sondern, wie oben beschrieben die Allee an sich das wesentliche. Und die, da sind wir schon auf einer Linie, muss erhalten bleiben.
    Um auf die Linden in der Schaezlerstraße zurückzukommen: Ich kenn’ da noch ein paar in Richtung Frölichstraße, die ich lieber heute als morgen umsägen würde, denn die sind einfach am Ende ihrer Lebenszeit angekommen… . Und beim Thema der Erneuerung ist ein wichtiger Aspekt noch gar nicht angesprochen worden, nämlich die Verpflichtung für die kommenden Generationen. Die haben, wie es ein guter Kollege letztens ausgedrückt ha, nämlich auch ein Recht auf große Bäume und nicht nur auf mit allen konservatorischen Mitteln bewahrte Baumruinen (ja ich überspitze hier, ist mir klar). Diese großen Bäume bekommen unsere Nachfolgegenerationen aber nur, wenn wir jetzt eben auch verjüngen.
    Was den Ginko betrifft: Bin ich jetzt auch kein Fan von, aber der ist eben nunmal sehr “stadtklimafest”… .

    2) Pflanztechnik/Baumgröße
    Den “Lehmboden” habe ich in keinem der Löcher entdecken können, kann das sein, dass du das mit dem eingebauten Substrat verwechselst? Standard ist hier der Einbau von B-Substrat im Wurzelraum (verdichtungsfähig) und A-Substrat im eigentlichen Pflanzloch. Dadurch wird ein Mindest-Durchwurzelraum schon mal sichergestellt. Und auf diese Einhaltung wird im Regelfall in Augsburg auch scharf geachtet.
    Über die Pflanzgröße kann man leidenschaftlich diskutieren. Ich stehe da auf dem Standpunkt, den Baum nicht zu groß zu pflanzen, damit die Gewöhnung an den neuen Extremstandort nicht zu groß wird.
    Aus der Sicht des Baumes mal beschrieben: Du stehst da also in deinem netten gemütlichen Quartier in der norddeutschen Tiefebene, hast um dich herum tolle Böden, ein ausgeglichenes Klima, gute Belüftung und bekommst gelegentlich auch Aufmerksamkeit in Form von Dünger, Kronenschnitt o.ä. . Das einzig lästige ist, dass in regelmäßigen Abständen dein Ballen abgestochen wird und du verpflanzt wirst, aber das stört dich nicht, weil die Standorte im Grunde genommen recht ähnlich sind. Irgendwann kommt dann der große Augenblick, an dem du als Baum aus deinem Quartier gerissen wirst und dich nach einer längeren LKW-Fahrt am neuen Standort wiederfindest: Es ist heiß, trocken, der Boden ist steinig und deinen Wurzeln liegen ständig irgendwelche Hindernisse im Weg (Kabel, Fundamente, Leitungen…). Zusätzlich ist die Luft auch noch mit allerlei komischen Dingen belastet, die du nun auch noch ertragen musst. Dass dann noch einige Insekten an dir knabbern, mit denen du vorher noch nie konfrontiert warst, wird dich nur noch mehr irritieren, vom Streusalz oder Harneintrag mal gar nicht zu reden.
    Je länger du dann an den vorher beschriebenen Zustand gewöhnt warst, desto härter die Umstellung… .

    So. Der andere Aspekt ist: GELD. Wenn die Stadt irgendwann mal so dasteht, dass die Mittel im Überfluss hat, dann kann man meiner Ansicht mal über Großbaumpflanzungen nachdenken, mit all dem erhöhten Investitions- und Pflegeaufwand der damit verbunden ist. Ich seh’s aber nicht. Versteh mich nicht falsch, ich finde Bäume wichtig, sehr wichtig. Aber renovierte Schulen und mehr Kitas, funktionierende Bäder und Sporthallen und und und finde ich wichtiger, wenn ich die Möglichkeit habe kleinere Bäume zu pflanzen, denn: Wachsen werden die auch und m.E. sogar leichter als die älteren Kandidaten.

    3) Die leidigen Sparten:
    Dein Satz mit “den Rücksicht nehmenden Sparten”, den würde ich sofort unterschreiben, also theoretisch zumindest. Leider hat das mit der Realität nichts oder nur sehr wenig zu tun:Bevor ich 10 Stunden über eine Spartenlage diskutiere und die am Ende immer noch nicht wegbekomme, schiebe ich meinen Baum. Oder mache Ihn beim Pflanzen eben etwas kleiner, damit ich den Ballen noch reinbekomme, wachsen wird der dann schon. Wir kommen da als Grünplaner oft schon an vorgegebene Situationen, im Stadtraum sowieso. Was meinst du, wie positiv da der Vorschlag aufgenommen wird, z.B. 300 m Datenleitung/Kanal/…. eben mal zu verlegen, weil meine Bäume da hin müssen? Du darfst gerne raten, wer da was verlegt… . Das hat noch nicht einmal besonders viel mit mangelnder Wertschätzung der Tiefbauer und Straßenplaner zu tun, sondern sind schlichtweg ökonomische Zwänge, denen ich mich als Planer doch nicht entziehen kann. Also ist es ein Weg mit vielen Kompromissen, manche gut, manche schlechter. Auch hier wieder mein Standpunkt, dass es toll wäre das alles baumgerecht umzubauen, aber das scheitert schlichtweg an den fehlenden Mitteln.

    4) Resumee:

    Vieles von dem was du ansprichst, muss meines Erachtens auf einer politischen Ebene entschieden werden. Ich möchte an der Stelle ausdrücklich mal eine Lanze für das Grünamt und seine Mitarbeiter brechen, die schaffen verflixt viel mit immer weniger werdenden Mitteln, Stichwort Kürzung des Pflegebudgets im letzten Jahr zum Beispiel.
    Vielleicht redest du ja mal direkt mit den Leuten von der Baumpflege und lässt dir da nochmal die Gründe für die von dir kritisierten Fällungen erklären, ich bin mir ziemlich sicher, dass du dann vielleicht den einen oder anderen Punkt mit anderen Augen sehen würdest.
    Aber zurück zur Politik:
    Budgetpolitik ist ein ureigenstes Mittel der Demokratieausübung in einer Stadt. Wie besser lässt sich mit der Steigerung der Wertschätzung von Stadtgrün beginnen, als hier die entsprechenden Mittel aufzustocken? Dafür ist aber eine politische Auseinandersetzung nötig, die tiefer geht, als die bloße Diskussion über gefällte Bäume.

  8. bavaroise sagt:

    bitte bedenken Sie dass durch Umweltbelastung, die generell sehr ungünstigen Standorte in Städten (Bodenverdichtung rund um den Baum) sowie insbesondere Schädlinge die Kastanien in Deutschland langfristig ohnehin “aussterben”, zumindest die bisher verbreitete heimische Form.
    Die Kastanienminiermotte hat bei den durch städtische Bedingungen ohnehin chronisch geschwächten Bäumen leichtes Spiel (es ist eben keine “NATUR” was wir da als Grün haben, auch wenn die naturfernen Städter planmäßige Bepflanzungen manchmal tatsächlich mit Natur verwechseln oder gleichsetzen sondern “Deko” für Menschen). Auch fehlt den Bäumen das ganze Biotop in dem sie eigentlich heimisch sind und was resistenter gegen Schädlinge macht (Mischwald mit verrotendem Laub als Dünger, etc. – stattdessen versiegelter Boden rundherum, Streusalz, Hundeurin in Massen, etc).

    Solch große Kastanien sterben “in Raten”. Man darf aber leider recht sicher sein dass mitelfristig keine Kastanienallee in Augsburg überleben wird, meine ich.

    So geht es zahlreichen Baumarten die man aus Unwissen oder Gleichgültigkeit in Städten in Deutschland angepflanzt hat. Es muss halt schnell “Grün” her, die Leute wollen nicht Generationen warten sondern schnellwachsende Arten für “Grün” vor der Haustür. Und wenn ein Auto dagegen kracht muss der Ersatz auch schnellwachsend sein.

    Besonders resistente Arten sind eben eher langsam wachsend und zudem recht teuer in der Anpflanzung. Aber selbst die sind vor den äußerst schädlichen Einflüssen der Menschen in der Stadt natürlich nicht gefeit.

    Häufig wird leider nicht unterschieden ob die Fällung tatsächlich durch andere Raumplanung erfolgt ist oder weil der Baumbestand krank oder überaltert ist (in beiden Fällen würden die Bäume mittelfristig absterben, wären dabei auch kein schöner Anblick mehr und auch eine Gefährdung für Passanten – schauen Sie sich mal im Sommer genau die Stadtbäume an, da gibt es viele mit eher spärlichem Blattbewuchs, dem Ende nahe).

    Das falsche Signal wäre dem Murren der Bevölkerung Rechnung zu tragen und erstmal nicht mehr zu verjüngen damit man auch seine “Ruhe” hat und dann hat man in wenigen Jahren enorme Probleme mit flächendeckend absterbenden Bäumen. Stadtbäume sind und werden immer sehr vergängliche Vertreter ihrer Art sein. Und zwar wegen “uns” und nicht wegen irgendwelchen Stadtplanern.

    Sobald Wautzi muss oder man einen Platz sucht sein Fahrrad festzusperren oder gesalzene Gehwege im Winter möchte um komfortabel laufen zu können oder kein Verständnis für “Umweltzonen” hat um die Luft gerade entlang der stark befahrenen Straßen zu klären (“zufällig” sind gerade dort die Stadtbäume besonders krank) sind die Bäume den meisten Leuten dann grad wieder wurscht. Das eine hängt aber mit dem anderen zusammen.

    Soweit mal mein Einwurf zum Vorwurf Bäume seien “ohne Lobby”.

  9. Volker Schafitel sagt:

    Ich arbeite an einer straffen Antwort …. bitte Geduld!

  10. Dirk Keler sagt:

    Hallo, das wird langsam ein großes Problem bei uns…Ich kann verstehen, dass die Stätde immer größer werden aber man muss doch nicht alle Bäume jetzt deswegen wegschaffen. Ich kann nicht glauben, dass die Menschen nicht verstehen wie wichtig die Bäume und Pflanzen sind, besonders in den Städten…

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