RETTET SERVATIUS

Servatius heißt zu deutsch „ Der Gerettete“. Das Servatiusstift in Augsburg ist in Gefahr, abgerissen zu werden. Statt dessen sollte man es erhalten und sanieren wie das Sanderstift in Oberhausen. In den 80-er Jahren wurde das ehemalige Kinderkrankenhaus in Oberhausen (Baujahr 1902) an der Zollernstasse saniert und in ein schlüssiges Seniorenkonzept mit betreuten Wohnungen integriert. Hinter dem ehemaligen Krankenhaus errichtete man eine kleine Wohnsiedlung in einer liebevollen Parkanlage mit Höfen, Plätzen und Spazierwegen.

Eingangssituation Servatiusstift

Eingangssituation Servatiusstift

Der Ursprung dieser rechtsfähigen Stiftung des öffentlichen Rechts reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück: Bereits 1264 wir die „S. Servati-Pfriendt” erstmals erwähnt. Die Überlieferung berichtet, dass Mechthild und Hartmann Langenmantel vom Sparren, die in der Radau bei Göggingen ein Gut besaßen, anno 1288 dem Haus 125 Pfund Augsburger Pfennige stifteten. Anlass dafür war ein schwerwiegender Krankheitsfall in der Familie: Ein Angehöriger der Langenmantel, der nach langer, beschwerlicher Pilgerfahrt 1287 von Palästina und Ägypten zurückgekehrt war, hatte den gefürchteten Aussatz (Lepra) eingeschleppt.

Parkanlage mit Mauer-Pavillon

Parkanlage mit Mauer-Pavillon

Ab 1272 sprechen die Quellen von den ‘leprosi aput sanctum Servatium’ oder den ‘siechen bi sant Servazen’. Eine bedeutende Erweiterung erfuhr die südöstlich vor den Toren der Stadt gelegene Anstalt, als Hartmann Langenmantel (I) 1288 ein Haus für acht Siechen stiftete. Weitere Stiftungen verstärkten den bürgerlichen Einfluss. Seit dem 14. Jahrhundert wurde St. Servatius von städtischen Pflegern verwaltet. Nach dem Abklingen der Lepra im 16. Jahrhundert diente es als Unterkunft für Frauen mit skorbutischen Krankheiten. Ab 1649 wurde es paritätisch geführt

Das Sankt Servatius Stift liegt im Hochfeld auf dem Gries südöstlich vor der Stadt Augsburg und ist seit dem 20. Jahrhundert eine städtische Einrichtung für Senioren. Es ist von einer großen Parkanlage umgeben und bietet so Ruhe abseits der städtischen Hektik. In der Nachbarschaft sind weitere Senioreneinrichtungen, wodurch sich Kontakte und Freizeitmöglichkeiten ergeben.

2012 erhielt das Paritätische Servatius-Stift für die Pflegequalität vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) die Gesamtnote 1,2. Im Rahmen dieser Qualitätsprüfung wurden auch 17 Bewohner des Stiftes befragt. Demnach leistete das Pflegefachpersonal des städtischen Trägers in allen wesentlichen Qualitätsbereichen sehr gute Arbeit: Die Pflege und medizinische Versorgung (Note 1,3) konnte ebenso wie der Umgang mit Demenzkranken (Note 1,4), die Soziale Betreuung (Note 1,0) und die Hygiene, Verpflegung und Hauswirtschaft (Note 1,0) überzeugen. Im Ergebnis der Heimbewohnerbefragung erhielt das Servatius-Stift die Note 1,1.

Eine Besonderheit des Servatiustifts ist die Nachbarschaft zu einer Seniorenbungalowanlage

Seniorenbungalows aus den 60-er Jahren

Seniorenbungalows aus den 60-er Jahren

Das Anna Hintermayrstift errichtete in den 60-er Jahren in einem Park eine Bungalowanlage für Senioren, die damals weit ihrer Zeit voraus war. Dort können rüstige Senioren in ebenerdigen Häusern im Rahmen des betreuten Wohnens leben. Die Anlage ist um ein Gemeinschaftsgebäude an einem Atriumhof angeordnet und stellt so eine einzigartige Forstschreibung der Stiftergeschichte Augsburgs in die Neuzeit dar. In der Anlage befindet sich ein Gemeinschaftsgebäude mit Theatersaal. Die Bewohner der Bungalows werden vom Servatiustift betreut.

Gemeinschaftsbereich - Atriumhof der Seniorenbunglows

Gemeinschaftsbereich - Atriumhof der Seniorenbunglows

Trotz großer Beliebtheit in der Bevölkerung hat der Stadtrat von Augsburg beschlossen das Gebäude des Servatiusstiftes abzureisen und die Bewohner des Stifts in das von Anfang an umstrittenen Seniorenheim „Lechrain” umzusiedeln. Allerdings waren die Senioren dazu nicht bereit, sodass das, in Bauträgerstil errichtete „Lechrain” heute nur zu 50% belegt ist. Die Senioren erkennen im Gegensatz zu den Politikern den Wert des Gebäudes.

Es wird von der Politik behauptet, das Servatiusstift wäre nicht mehr zu sanieren und wäre nur unwirtschaftlich zu betreiben. Eine Besichtigung der Bausubstanz beweist das Gegenteil und das in den 80-er Jahren sanierte Sanderstift in Oberhausen (Baujahr 1902) mit angrenzender neu errichteter Seniorensiedlung., welches wirtschaftlich betrieben wird zeigt auf, welcher Weg zu beschreiten ist.

Sanderstift Oberhausen

Sanderstift Oberhausen

Volker Schafitel, Architekt

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2 Kommentare

  1. Erwin Reiter-Ziegler sagt:

    Das Paritätische St. Servatius-Stift war zumindest noch im Jahre 2007 sehr gut wirtschaftlich zu führen. Zusammen mit meinem Team erzielten wir damals einen Überschuss von knapp 100.000 €.
    Leider hat es der Eigenbetrieb Altenhilfe es bis heute nicht geschafft ein ausgeglichenes wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen. Ganz im Gegenteil: Das Defizit wird von Jahr zu Jahr größer. Das Image des Eigenbetriebes ist destaströs und wird sich wohl nie mehr zum Positiven wandeln.
    Das Servatius-Stift würde es verdienen, weiterhin bestehen zu können.

  2. Admin sagt:

    Das bestätigt meine Nachforschung. Der Wasserkopf “Eigenbetrieb” (Verwaltung/Zentrale Dienste) zieht unsere Seniorenheime in die roten Zahlen. Weshalb das bisher kein Politiker erkannt hat, ist mir schleierhaft.

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