architketurfilm&jazz (36)

In der Veranstaltungsreihe „Architekturfilm und Jazz” im Thalia Kino Am Obstmarkt in Augsburg, zeigen wir am Montag den 13. April 2015 – 19:00 den Film Von Seifenblasen und Zelten von Lous Saul über den am 9.März 2015 gestorbenen Architekten Frei Otto. (Eintritt 7 €). „Frei Otto, ein Visionär, der sich nicht für Ruhm, sondern für das Ausprobieren, das Wagen interessierte. Seine Dächer sind das Gegenteil von Deckeln. Der Architekt war davon überzeug, dass Bauen eine zutiefst menschliche Sehnsucht ist” (Süddeutsche Zeitung)Ab 20:30 Live-Jazz im Thalia Kaffeehaus bei gutem Essen u. guten Gesprächen. Eintritt frei!

Frei Otto fehlt in keinem Buch über zeitgenössische Architektur, aber die Zahl seiner Bauten ist überschaubar wie er mehr ausprobiert hat als gebaut. Rund um den Globus gilt er als Weltarchitekt. Fast jedes seiner Gebäude ist auch ein Stück Baugeschichte.

Frei Otto war immer mehr als ein Architekt – er war Finder und Erfinder, Forscher und Philosoph. Die organischen Formen seiner Gebäude weisen den Weg zu einem neuen Denken in der Architektur. Seine von der Natur inspirierte und minimierte Statik führt zu neuen ästhetischen Möglichkeiten, seine Verwendung von leichten und neuen Materialien zu einem ökonomischeren Bauen. Otto bringt die Natur in die Büros der Ingenieure.

„Von Seifenblasen und Zelten” ist nicht ein Film über Architektur allein. Bauen und Bauten liefern einen wichtigen Teil der Bilder, aber es geht um mehr: Um das Leichte und das Schwere, um die Sehnsucht des Menschen nach der „festen Burg” und um Ästhetik. Was ist schön? Warum gefallen uns naturnahe Formen so oft? Wie sind diese Muster in uns

Olympiadach München 1972

Olympiadach München 1972

Mit den Strümpfen von Fritz Auers Ehefrau – Fritz Auer war Partner von Günter Behnisch bauten die Architekten das Modell zum Olympiadach, das zur Verblüffung der gesamten Fachwelt Ende der 1960er-Jahre den Wettbewerbssieg davontrug zugunsten von Günter Behnisch und Partnern.

Dieses Modell illustrierte die neue deutsche Leichtigkeit und Schwerelosigkeit als Fanal gegen die steinernen Spiele von Berlin, 1936, mit Strümpfen! Nur bauen konnte das keiner. Deshalb bat Behnisch Frei Otto und Joerg Schlaich um Hilfe.

Frei Otto half. Und zwar ohne Hochleistungsrechner und Architekten-Software.

Die St.-Lukas-Kirche in Bremen 1963 entwarf Frei Otto zusammen mit Carsten Schröck

Die St.-Lukas-Kirche in Bremen 1963 entwarf Frei Otto zusammen mit Carsten Schröck

Frei Otto mit Carsten Schröck, Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Bremen-Huchting(1971)

Frei Otto mit Carsten Schröck, Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Bremen-Huchting(1971)

Kaum bekannt, dabei kaum weniger interessant, ist das, was er mit oder für “Pink Floyd” realisiert hat. Das war Ende der 1970er-Jahre. Die Band wünschte sich ein ungewöhnliches Bühnendach für die bevorstehende USA-Tournee. Irgendwie landete der Auftrag bei Frei Otto. Der dachte sich ausfahrbare, dabei aber gewaltig große Schirme aus. Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright, ehemalige Architekturstudenten allesamt, waren begeistert.
Frei Ottos Schirme wurden zur bestimmenden Bühnen-Architektur. – stairways to heaven

Posthum bekommt Frei Otto, der in Leonberg bei Stuttgart lebte, den renommierten Pritzker-Preis, wie ein Sprecher der Jury sagte. Die Auszeichnung gilt als sogenannter Nobelpreis für Architektur. Die Jury hatte den Preisträger eigentlich erst in rund zwei Wochen benennen wollen, die Verkündung dann aber nach dem Tod von Otto vorgezogen.

Otto habe vor seinem Tod noch von der Ehrung erfahren, berichtete die New York Times. “Ich habe nie etwas getan, um diesen Preis zu erhalten”, habe er der Jury daraufhin gesagt. “Das Gewinnen von Preisen ist nicht mein Lebensziel. Ich versuche, armen Menschen zu helfen. Aber was soll ich sagen, ich bin sehr glücklich.”

Nach dem Film Live Jazz mit dem Kathrin Feige JazzQuartett.

Volker Schafitel, Architekt

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