Götterdämmerung (2015)

Normalerweise besteht ein Schauspiel aus 5 Akten, wobei sich das Stück zur Mitte steigert und der letzte Akt in der Katastrophe endet. Bei diesem Drama ist mittlerweile Unruhe im Parkett ausgebrochen. Die Zuschauer halten die Abfolge von Höhepunkten und Katastrophen über mittlerweile 10 Akte nicht mehr aus, vermissen das Konzept und fordern eine Pause. Doch der Regisseur treibt das Stück, ohne den nächsten, geschweige den letzten Akt zu kennen, weiter.

Drama-in-10-Akten


1. Akt – Sanierung Bühnentechnik – Ostern

Zwischen 1989 und 1992: Die Bühnentechnik wird für viele Millionen erneuert. Der Platz vor dem Theater wird seit 1992 von der Plastik Ostern beherrscht.

1992 Ostern

1992 Ostern2. Akt - Wettbewerb Schauspielhaus

2. Akt – Wettbewerb Schauspielhaus

Im Jahr 2002 veranstaltet die Stadt für 100-tausende Euro einen Architektenwettbewerb für ein neues Schauspielhaus neben dem Theater. Den Ersten Preis gewinnt das Architekturbüro Voith und Partner. Das Schauspielhaus wird aber nie gebaut.

2002 - Wettbewerb 1.Preis (Voith und Partner)

2002 - Wettbewerb 1.Preis (Voith und Partner)3.Akt - Fassadensanierung

3. Akt – Fassadensanierung

Jahr 2007. Die „Zeitung” titelt: „Marodes Theater mit Dachschaden” Der SPD (Schneider) ist klar, dass das Theater schnell saniert werden muss. Die CSU (Kotter) meint, man könne die Sanierung während der Freilichtbühnensaison erledigen. Die Intendantin (Vottler) ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen und der ehemalige Intendant (Peters) sagt, es tropft vom Dach aus in den Orchestergraben und in die Lampen.

2007 - Das Theater ist eingerüstet.

2007 - Das Theater ist eingerüstet.4.Akt - Dachsanierung

4. Akt – Dachsanierung

4 Jahre später (2011) Das Dach des Theaters wird für einen Millionenbetrag saniert.

2011 - Dachsanierung

2011 - Dachsanierung

5. Akt – Architekt Friedrich

Im Jahr 2009: Die Stadtregierung beauftragt den Architekten Prof. Friedrich aus Hamburg über ein VOF-Verfahren mit einer Sanierungsstudie für über eine Viertel Million Euro. Friedrich errechnet ca. 100 Mio Euro für die Sanierung und verfügt zur Umsetzung seines Konzeptes den Bau einer sogenannten „Containerbox” für Gesamtkosten von ca. 5,9 Mio Euro.

Theaterkonzept PFP-Friedrich 2009

Theaterkonzept PFP-Friedrich 2009

Diese „Box” sollte ab Oktober 2011 nur 11 Monate stehen, und dann auf einem „anderen städtischen Grundstück” eine zweite Interimsnutzung von knapp 3 Jahren bis 2015 absolvieren. Im Mai 2016 sollte dann alles (Großes Haus, neues Schauspielhaus Probebühnen, Werkstätten, Verwaltung) fertig sein und die „ContBox” an den Meistbietenden verkauft werden.

Lageplan Friedrich-Container

Lageplan Friedrich-Container

6. Akt – Sanierung vertagt

1 Jahr später (2010). Die „Zeitung” titelt: „Sanierung des Theaters wird vertagt“. OB Gribl sagt deutliche Worte: Für eine Komplettsanierung des Theater-Standorts ist kein Geld vorhanden”! Mobilitätsdrehscheibe, Altenhilfe, Klinikum und Technologiepark haben Vorrang! Die Intendantin droht mit Schließung!

AZ 27.04.2010 - Sanierung-vertagt

AZ 27.04.2010 - Sanierung-vertagt

7. Akt – Die Brechtbühne

2011-2012: Nach Ausschreibungsverwirrungen wird auf der Grundlage der Friedrichstudie 2012 die Brechtbühne errichtet zu Kosten von 5,3 Mio Euro (incl. 1,7 Mio Euro Zuschuss) und mit einer Verweildauer bis 2026 – also statt geplanten 11 Monaten jetzt14 Jahre.

2012 - Brechtbühne

2012 - Brechtbühne

8. Akt – Der Architekt Achatz

Jahr 2013: Die Stadtregierung beauftragt das Münchner Architekturbüro Achatz über ein VOF-Verfahren mit der Gesamt Planung des Theaters für über 1.4 Mio Euro.

Die Achatz-Planung

Die Achatz-Planung 2015

Norbert Reinfuss, Thomas Weitzel, Juliane Votteler und Walter Achatz

Norbert Reinfuss, Thomas Weitzel, Juliane Votteler und Walter Achatz

9. Akt -Die Kostenexplosion

Jahr 2015: Achatz stellt seine Studie vor und präsentiert dem Stadtrat die Baukosten in Höhe von 231 Mio Euro. Der Rat ist ratlos! Woher soll da viele Geld kommen?
Die Achatz-Studie macht 2017 den Abriss der Brechtbühne erforderlich womit nicht nur deren Baukosten umsonst sind, sondern auch die Fördermittel zurückgezahlt werden müssen.

Ratlosigkeit wegen 231 Millionen Baukosten

Ratlosigkeit wegen 231 Millionen Baukosten

10. Akt – Der Finanzierungsplan

Juli 2015: Der OB verhandelt in München ein 107 Millionen-Fördermittelpakt über mehrere Jahre, welches allerdings eine Reduzierung der Baukosten um ca. 50 Mio Euro voraussetzt. Fieberhaft wird versucht, die Kosten wenigstens vorläufig zu senken. Eine Kulturinitiative fordert ein Theaterkonzept bevor weiter geplant wird. OB Gribl hält an der Planung fest.

Die Geldbeschaffer: Hintersberger-Söder-Gribl

Die Geldbeschaffer: Hintersberger-Söder-Gribl

Normalerweise besteht ein Schauspiel aus 5 Akten, wobei sich das Stück zur Mitte steigert und der letzte Akt in der Katastrophe endet. Bei diesem Drama ist mittlerweile Unruhe im Parkett ausgebrochen. Die Zuschauer halten die Abfolge von Höhepunkten und Katastrophen über mittlerweile 10 Akte nicht mehr aus, vermissen das Konzept und fordern eine Pause. Doch der Regisseur treibt das Stück, ohne den nächsten, geschweige den letzten Akt zu kennen, weiter.

Volker Schafitel, Architekt

Ihr Kommentar

Bitte beachten: Bis zum Erscheinen Ihres Kommentares können einige Minuten vergehen.