Das Martini-Gärtnerhaus

27. Mai 2016 – Wieder soll, und dazu noch völlig überflüssig, ein einmaliges Ensemble im Textilviertel einer banalen Punkthausbebauung zum Opfer fallen. Das Gärtnerhaus im Martinipark wurde von internationalen Experten schon 1989 als schützenswertes Ensemble und Beispiel englischer Gartenkunsttradition erkannt. Wie unbeliebte Bäume krank geschrieben werden, wird das hübsche Mansarddachhaus von Politikern als marode und nicht mehr haltbar bezeichnet. Dabei war das Gebäude
noch vor kurzem bewohnt, und wer statt einem politischen Motiv ein Denkmalmotiv hat weiß, dass dieses Gebäude, saniert, eine Bereicherung für das Viertel sein wird

Mitten im Martinipark steht ein Kleinod mit Mansarddach, Gauben und einem geschweiften Eingangszwerchgiebel – das Martini-Gärtnerhaus, Es bildet mit den drei Gewächshäusern und dem Heizhaus ein einmaliges Ensemble im Textilviertel.

Gesamtanlage Gärtnerhaus mit Gewächshäusern und dahinter das Heizhaus

Gesamtanlage Gärtnerhaus mit Gewächshäusern und dahinter das Heizhaus

Drei Gewächshäuser werden über das Heizhaus beheizt.

Drei Gewächshäuser werden über das Heizhaus beheizt.

Das Luftbild zeigt die Lage mitten im Park der Fabrikantenvilla, unmittelbar am Hanreibach, eingewachsen von uralten herrlichen Parkbäumen.

Luftbild mit roter Umrandung des Gärtnerhausensembles

Luftbild mit roter Umrandung des Gärtnerhausensembles

Ein unachtsam und unsensibel entwickelter Bebauungsplan hat nun an die Stelle dieses einmalig erhaltenen Ensembles zwei Punktwohnhäuser gesetzt und damit den Abriss dieser Idylle vorgeplant. Dabei hat ein Expertenkolloquium bereits 1989 „den Villengärten mit ihren Solitärbäumen, Obstgärten und Gewächshäusern als Zeugen englischer Gartenkunsttradition Ensembleschutz zugesprochen”.

Der Bund Naturschutz erhebt Widerspruch gegen das zu starke Vordringen der Bebauung in die bestehende Parkstruktur, womit auch der Abriss des Gärtnerhauses verbunden ist. Notwendiger Wohnraum steht gegen den Erhalt von Bäumen.

Die Politik gibt sich von dem Planungskonzept überzeugt und meint, dass für eine zusätzliche Verdichtung der Bebauung um mehr Bäume und vor allem das Gärtnerhaus zu retten „der Spielraum ausgereizt sei“.

Dabei bedarf es nur etwas guten Willen und mehr Planungssensibilität gegenüber der, seit über 100 Jahren bestehenden Industriekultur. Im Grunde geht es nur darum, die ohnehin zu überbauenden Flächen optimal zu nutzen um damit eine solche Idylle und wertvolle Erinnerung zu erhalten, die schließlich dem neuen Wohnviertel sogar noch Identität und Charme verleihen könnte.

Bessere Nutzung der Bauquartiere

Bessere Nutzung der Bauquartiere

Wenn die vorhandenen Baufenster ohne Erhöhung der Geschoßzahlen optimal ausgenutzt werden, entstehen deutlicher abgegrenzte Wohnquartiere und Höfe, wodurch sich die gleiche, wenn nicht sogar eine höhere Wohnnutzung ergibt.

Abgesehen von der Nutzung entsteht durch den Wegfall der Punkthäuser eine konsequente städtebauliche Form. Der Riegel-Punkthaus-Mix hat schon an vielen Stellen der Stadt zu sehr unbefriedigenden städtebaulichen Ergebnissen geführt.

Entsprechend der Beurteilung des Expertenkolloquiums von 1989 aus Fachleuten von Wien, Salzburg, Berlin usw., unter Vorsitz von Architekt Gerhard Ludwig regen wir an, das Gärtnerhaus mit seinen Glashäusern unter Ensembleschutz oder besser noch unter Denkmalschutz zu stellen und den Bebauungsplan so zu ändern, dass der Eingriff in die vorhandene Park- und Gartenstruktur möglichst gering gehalten wird.

V. Schafitel, Architekt

Wie viele Bäume fallen für neue Wohnungen?

Augsburger Allgemeine

Liebe Forumsleser,

Leider gingen einige interessante Kommentare von Ihnen durch einen Formatierungsfehler verloren. Wir haben hier gerettet was noch zu retten war. Bitte entschuldigt.

Volker Schafitel

Kommentare:

Gregor Nagler

Es ist so schade um Gebäude und Park. Ich glaube nur, dass aller Protest nichts nutzen wird, wie immer in Augsburg. Das Gignoux-Haus ist doch die gleiche Katastrophe. Insofern kann ich Ihnen, Frau Gottschalk, da wenig Hoffnung machen.

Ich jedenfalls gebe es jetzt auf, mit Argumenten etwas bewirken zu können.

Beachtenswert auch, was uns zwischen Dom und Rathaus blühen könnte.

Bucher Klaus
Juli 7, 11:27 AM

Wir würden das Haus mit den Gewächshäusern am liebsten kaufen und sanieren lassen….

Heike Bucher
Jul 7, 11:24 AM
Wahnsinn! So ein Traum von einem Haus mit den geilen Gewächshäusern muß man doch sanieren und in das neue Bebauungsgebiet einbinden können: zB als Kinderhort oder Gartencafe oder ….
am liebsten würde ich selber einziehen und Tomaten anpflanzen!!!
ich bin entsetzt wie so ein Juwel einfach dem Abriß preisgegeben wird

Andrea Gottschalk
Jul 7, 11:03 AM
Ich wohne am Glaspalast und habe in den letzten Jahren erlebt wieviel gebaut wird. Ich hoffe dieses Textilviertel verwandelt sich nicht in ein Betonghetto. Neu und Alt miteinander verbinden ist das beste das eine kompetente Stadt für die Zukunft planen sollte.

Pia

und jetzt soll im Oktober 2016 auch noch das wunderschöne grüne Haus (Provinnostr.) von Bäckerei Schuster neben dem Martinpark abgerissen werde. Obwohl es eigentlich zum Fabrikgelände gehört. In diesem Haus war eine Färberei untergebracht.

1 Kommentar

  1. Admin sagt:

    Es gab bisher keinen einzigen Kommentar in diesem Forum, den wir zurückgewiesen haben. Durch einen Link in einem Kommentar wurde die Formatierung dieses Beitrags zerlegt. Wir haben alle verfügbaren Kommentare nach dem Beitragstext eingefügt. Kinderspiele wie S.Lutter es beschreibt, haben wir nicht nötig.

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