Halle 116 (29.10.2017)

Die Halle 116 steht im Sheridanpark in Augsburg und hat die Adresse Karl Nolanstraße 3. Der Name erinnert an einen NS-Regimegegner, der 1937 in Dachau ermordet wurde. Die Halle 116 diente in der NS-Zeit der Unterbringung von Zwangsarbeitern der Augsburger Rüstungsindustrie. Sie stellt nur als Gesamtes ein Denkmal der Erinnerungskultur dar.

Luftbild Halle 116

Luftbild Halle 116

Ab 25. Februar1944 wurde die Halle 116 (jetziger Name) zur Unterbringung von männlichen Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen mit Stacheldraht vom restlichen Kasernengelände abgetrennt. Der riesige Innenraum der Halle wurde mit Drahtzäunen in 8 Blöcke unterteilt, in denen jeweils ca. 200 Gefangene schlafen mussten, wenn sie nicht in den Betrieben im Augsburger Stadtgebiet zur Zwangsarbeit eingesetzt waren.
Laut Berichten von Zeitzeugen gab es auch einen „Babyblock” für kleine Buben, einen Block für Funktionshäftlinge und ein „Krankenrevier”, das auch von anderen Zwangsarbeiterlagern in der Region genutzt wurde.
Das Augsburger Lager galt im schwäbisch-bayerischen Raum und Allgäu als Hauptlager.
Unter der permanenten Bewachung von SS-Leuten fristetn die bis zu 2000 Mitgefangenen in der 160 Meter langen Halle 116 ihr Dasein.

Auch Scibak Witold war in der Halle 116 untergebracht . Ab Anfang März 1945 musste der 15-jährige nach Augsburg und leistet direkt Zwangsarbeit bei der Firma Messerschmitt. 12 Stunden am Tag, in Tages- und Nachtschichten.

Zur Arbeit nach Haunstetten marschierten die Zwangsarbeiter durch Pfersee zum Lokalbahngleis in der Nähe der Adlhochschule. Von dort wurden sie mit der Lokalbahn zum Werk in Haunstetten transportiert.

Historisches Foto der Halle 116

Historisches Foto der Halle 116

Unter der Leitung von Prof. Dr. Philipp Gassert haben sich 2015 ein Team von Professoren und deren Mitarbeiter intensiv mit Geschichte und Bedeutung der Halle 116 auseinander gesetzt und Nutzungskonzepte erarbeitet und stellte dessen Abschlussbericht vom 27.März 2015 der Stadt Augsburg vor.

Denkort - Ausstellungskonzept

Denkort - Ausstellungskonzept

Diese Konzepte beanspruchen einen Großteil der Halle. Und es verbleiben notwendige Erweiterungsflächen eines „unbequemen Orts der Zeitgeschichte“.

In der Beschlussfassung BSV/15/03176 vom 29.07.2015 hat der Stadtrat von Augsburg die Änderung des Bebauungsplans Nr. 288B beschlossen worin die ganze Halle 116 mit deren Umgriff von einer vormals gewerblichen Nutzung einer kulturellen und sozialen Gemeinbedarfsnutzung zugeführt werden soll.

Auszug aus dem Beschlusstenor:

In der Beschlussfassung BSV/16/01113 vom 24.11.2016 hat der Stadtrat von Augsburg das Konzept von Prof. Dr. Philipp Gassert zur Kenntnis genommen, dessen Veröffentlichung auf der Internetplattform der Stadt Augsburg beschlossen sowie die kostenpflichtige Übertragung des Gebäudes von der AGS auf die Stadt Augsburg vorzubereiten. Beides wurde nicht vollzogen.

In der Beschlussfassung BSV /17/00838 hat der Stadtrat am 25.10.2017 eine Tischvorlage vom 24.10.2017 beschlossen, nachdem der erste Beschluss, die Halle 116 weiterhin als Gewerbefläche zu nutzen im Bauausschuss gescheitert ist, nur den östlichen Kopfbau einer Gemeinbedarfsnutzung zuzuführen und den weit größeren Teil der Halle gewerblich nutzbar zu machen.

Bebauungsplan 24.10.2017

Bebauungsplan 24.10.2017

Damit wird man der Bedeutung der Halle nicht gerecht, und eine Hintertüre für einen Teilverkauf steht offen. Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Stadt mit der kulturellen Nutzung eines sicher schwierigen Erinnerungsortes überfordert ist.

Volker Schafitel, Architekt
1. Vorsitzender

antrag denkmal-blfd-291020171

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