architektur.film.jazz 58 (03-2018)

In der Veranstaltungsreihe architektur.film.jazz im Thalia Kino Am Obstmarkt in Augsburg, zeigen wir am Montag den 05.März. 2018 – 19 Uhr den Film „Das Leben ist ein Hauch” – über den brasilianischen Architekten Oskar Niemeyer aus dem Jahr 2011, von Maciel und Sacha Fabiano. Niehmeyer wurde geboren als Oscar de Almeida Soares am 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro und starb dort am 5. Dezember 2012. Er gilt als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur. Seine Gebäude für die brasilianische Hauptstadt Brasília wurden 1987 zum Weltkulturerbe erklärt (Eintritt 7 €).

Ab 20:30 Live-Jazz mit CoolTone…im Thalia Kaffeehaus bei gutem Essen u. guten Gesprächen. Eintritt frei!

Sich selbst hat er 1952 ein luftiges Traumhaus ins wuchernde Grün gebaut, hoch über der Bucht von Rio geht der Blick aus dem Panoramafenster auf die Copacabana und die sanftrunden Buckelberge im Meer. Eine Landschaft, von der der Schriftsteller Eduardo Galeano in diesem Film sagt, sie sei »geschaffen worden an dem Tag, als Gott dachte, er sei Oscar Niemeyer«. Zu solch höheren Weihen bringen es nicht viele.

Doch Niemeyer, der im Dezember 2012, 10 Tage vor seinem 105. Geburtstag gestorben ist, war nicht nur der letzte Überlebende der großen modernen Architekten des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein Künstler, dessen Formensprache unseren Blick auf die Welt verändert hat.

In Brasilien ist er eine – durchaus umstrittene – Legende nationalen Selbstverständnisses.

Zehn Jahre haben Autor und Regisseur Fabiano Maciel und Produzent Sacha an diesem Dokumentarfilm gearbeitet, der zu Niemeyers 100. Geburtstag 2007 in Brasilien auf die Leinwand kam. Es ist ein klassischer Porträtfilm mit vielen Gesprächen, Archivmaterialien und Ortsbesichtigungen von Niemeyer-Bauten aus den Jahren 1937 bis 2002, lehrreich animierten Zeichnungen und griffigen Musiksentenzen von João Donato. Im Zentrum steht ein Gespräch mit Niemeyer selbst, in dem der alte Herr Auskunft gibt über seine künstlerischen Positionen und eine Laufbahn, die in den dreißiger Jahren als Schüler von Lúcio Costa begann. Der größte Schritt war wohl die Emanzipation von seinem Vorbild Le Corbusier und die Entdeckung der »freien, sinnlichen Kurve« als »natürliche Form des Betons«: zur Vorlage immer die Natur, sei es in landschaftlicher oder menschlich-weiblicher Form.

In seinem Architekturbegriff blieb Niemeyer bei Corbusier: Baukunst soll Erfindung sein, die mit Schönheit überrascht. Funktion und Fantasie sind ihm kein Gegensatz, auch wenn er deutlich sieht, dass die Architektur soziale Konflikte nicht lösen kann, höchstens auch Armen einen Augenblick der Schönheit schenken. Er war Kommunist, befreundet mit Fidel Castro.

Brasília, das größte Projekt seines Lebens, versprach auch sozial ein utopisches Moment: Während der Baujahre an der neuen Hauptstadt lebten Staatsbeamte, Architekten und Bauarbeiter miteinander am gleichen Ort. Doch die Hoffnung zerschlug sich nach Fertigstellung schnell, als die Handlanger in die Slums am Stadtrand verdrängt wurden.

Hoffnung auf Weltveränderung hatte er trotzdem noch, der lebenshungrige Pessimist mit dem scharfen Blick für die Nichtigkeit des Menschen vor dem Universum:
»Das Wichtigste sind die Frauen, der Rest ist ein Witz.«

Nach dem Film Live-Jazz mit CoolTone  – Günter Schaipp-Saxophon; Christian Küster-Gitarre; Erwin Bier-Kontrabass; Laura Lendman-Vocal

Nach dem Film Live-Jazz mit CoolTone – Günter Schaipp-Saxophon; Christian Küster-Gitarre; Erwin Bier-Kontrabass; Laura Lendman-Vocal

Volker Schafitel, Architekt

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