Das Ende der “Alten Dame”

“Danke, liebe Komödie, hoffentlich nimmt sich endlich ein Gönner Deiner an, hoffentlich kannst Du wieder die Stellung in der wunderbaren Altstadt einnehmen, die Du einst besessen hast – danke, danke, danke und toi, toi, toi!” Mit diesem Satz brachte der Kuspo der Stadt im August 2010 alle Bemühungen seit 2001 zum Scheitern, die Komödie als bedeutendstes Bauwerk des Lechviertels für die Kultur der Stadt zu erhalten. (Bild: Barbara Gignoux, Bauherrin der Komödie 1765)

 

Geplant und errichtet wurde der Bau vom Architekten Leonhard Christian Mayer (1725-1810). Mayer baute auch die Schüle´sche Kattunfabrik (1770-1772), eines der frühesten erhaltenen Fabrikgebäude Deutschlands. Barbara Gignoux ließ mit ihrem 2.Ehemann Georg Christoph Gleich das Gebäude im Rokoko-Stil errichten. In Ihrem Palais verkehrte das kunstsinnig-liberale Augsburg. Sie hatte viele Kontakte zu Mitgliedern des “Collegium Musicum”, welches von ihrem Schwager A.C.Gignoux als Musikübend- und liebende Gesellschaft reorganisiert wurde.

Die Komödie ist den Augsburgern als Theater ans Herz gewachsen. Schon 1981 kam einmal der Plan  auf, die Komödie zu schließen. Unter dem Motto “Sags der AZ” wurde das Puplikum aufgefordert, zur Schließung der Kommödie Stellung zu beziehen. Die AZ schrieb:” Es erhebt sich ein so flammender Proteststurm, dass kein Stadtrat wagt, diesem öffentlichem Votum zu wiederstehen. Die Komödie ist gerettet!

Bereits im Jahr 2001 gab es Bemühungen, über das Liegenschaftsamt die Komödie als kleines Schauspielhaus für Augsburg entweder durch städtischen Erwerb oder durch einen Privatinvestor zu sichern. Rentenansprüche gegen den damaligen Besitzer (Hasenbrauerei) verzögerten den Verkauf bis zum Jahr 2005.

Nach Klärung dieser Ansprüche wurde das „Finanzierungskonzept Komödie” folgenden städtischen Stellen vorgestellt: Kämmerer Dr. Eckert, OB Wengert, WBG (Mathe), Liegenschaftsamt. OB Wengert und das Liegenschaftsamt wollten die hochrangige Immobilie für 1Mio€ erwerben. Der Kämmerer und die damalige Kulturbürgermeisterin Leiprand sprachen sich dagegen aus.

Noch beim Erwerb durch KC-Denkmalschutz GmbH  2005 versuchte man erfolglos die Stadt von der Ausübung des Vorkaufsrechts zu überzeugen. Geprüft wurde dies vom damalige Baureferent Karl Demharter. Nachdem die Nichtausübung von Vorkaufsrechten nach Geschäftsordnung nicht auschusspflichtig ist, wurde der Vorgang nicht dem Stadtrat zur endgültigen Entscheidung vorgelegt.

Somit hatte der Stadtrat auch keine Kenntnis davon, welche Konsequenzen der spätere Ausstieg aus dem Mietvertrag haben wird. Mit der vertraglich vereinbarten Rückbaupflicht, setzte der neue Erwerber die Stadt unter Druck. Diese hätte man durch Eigenerwerb verhindern können!

 

In seinem Rundbrief Nr.6 vom 09.11.2010 schreibt P. Grab, Kuspo-Referent und 3. Bürgermeister unter der Überschrift: „Die alte, dem Verfall preisgegebene Dame”

„Hinsichtlich der ursprünglichen Prognosen zur Dauer der Verhandlungen und zu der erwarteten finanziellen Belastung für die Stadt wurde ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Es konnte ein Kompromiss ausgehandelt werden, der die Stadt Augsburg von Rückbau-Verpflichtungen befreite, die viele Monate in Anspruch genommen hätten.

Gleichzeitig konnten die komplizierten Grundstücksteilungen gelöst werden, da nämlich ein Teil der Hinterbühne im städtischen Besitz war. Der Eigentümer des Gignoux-Hauses übernahm diesen städtischen Teil, so dass komplexe, baulich und rechtlich bedingte Auftrennungen nicht vorgenommen werden mussten. Schließlich wurde eine Ausgleichszahlung an den Besitzer ausgehandelt, die weit unter den ursprünglichen Schätzungen liegt.

An ein für die Stadt Augsburg so vorteilhaftes Ergebnis hätte ich zuvor nicht einmal zu denken gewagt!
Fazit: Was viele nicht geglaubt haben, konnte erzielt werden. Gemessen an der langen Zeitspanne vor 2008 haben wir in einem erstaunlich kurzen Zeitraum die vielschichtigen Probleme um die Komödie gelöst. Es führte aufgrund früherer Versäumnisse auch kein Weg mehr dran vorbei – die Komödie wäre sonst von den Sicherheitsbehörden geschlossen worden.

Mit den sich daraus ergebenden schlimmen Folgen vor Augen habe ich schnell gehandelt und mich auch nicht von den zahlreichen Querschüssen irritieren lassen. Nur konsequentes Vorgehen ermöglichte es, diesen Erfolg zu erzielen und gleichzeitig die Notwendigkeit einer zweiten (neuen) Spielstätte herauszustellen – dazu später mehr.

Ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben, dieses vielschichtige Feld erfolgreich zu bestellen! Die Früchte werden wir in 2011 ernten können, worauf viele schon ungeduldig warten. Manch einer muss sich aber schon fragen lassen, warum seine Ungeduld nicht schon früher eingesetzt und zur Lösung der vorgenannten Probleme geführt hat.

Da auch ich sentimental bin, soll jedoch das letzte Wort der alten Dame gelten, die sehr vielen Menschen, auch mir, all die Jahrzehnte so schöne Stunden ermöglicht hat! Danke, liebe Komödie, hoffentlich nimmt sich endlich ein Gönner Deiner an, hoffentlich kannst Du wieder die Stellung in der wunderbaren Altstadt einnehmen, die Du einst besessen hast – danke, danke, danke und toi, toi, toi!”

Demnach hat Grab das Lagerhaus (Grün) dem jetzigen Eigentümer “übertragen”, ihm ein Geh- und Fahrtrecht über städtischen Grund (Rot) vom Hunoldsgraben aus eingeräumt und darüber hinaus noch eine Summe von 150.000 Euro dazugelegt. Damit hat die Stadt ihren letzten und wertvollsten Trumpf aus der Hand gegeben, die Komödie doch noch in ihren Besitz zu bekommen. Zudem hat Sie der KC-GmbH den Immobilienwert des Objekts nach meiner Einschätzung mindestens verdoppelt..toi, toi, toi……

Den Wert der “übertragenen” Immobilie (500m2 Nutzfläche) schätze ich in dieser Lage bei ca. 700.000 Euro. Wenn man 150.000 Euro dazu rechnet wurde K.C. um 850.000 Euro reicher gemacht.

Der Kaufpreis der Komödie betrug 2005 für die KC-GmbH 900.000 Euro! Mir wurde die Immobilie von einem vertrauten Bevollmächtigen von KC bereits für 6.000.0000 Euro angeboten. Unter diesem Gesichtspunkt bewegen sich meine hier aufgeführten Schätzungen im sehr konservativen Bereich. 

Wie schreibt Grab in seinem Rundbrief: „An ein für die Stadt Augsburg so vorteilhaftes Ergebnis hätte ich zuvor nicht einmal zu denken gewagt”!

V. Schafitel, Architekt

AZ 2009: Die Komödie das bedrohte Denkmal

Stand 5.Mai 2011 scheint nun die Stadt das Ergebnis gar nicht mehr so vorteilhaft zu finden. Nach AZ-Bericht vom 5.Mai 2011 bietet Sie dem jetzigen Besitzer an, das Gignouxpalais und wohl auch das zuvor “übertragenen” Rückgebäude zu kaufen. Welch eine Entwicklung!

3 Kommentare

  1. Die Kom sagt:

    […] zu dieser nun schlimm geendeten Trag

  2. Augschburgr sagt:

    Es ist schon eine bedauerliche Geschichte aus persönlichen Eitelkeiten die zu dem Ergebnis geführt hat die Komödie, die auch ohne dieses Baujuwel einfach einen tollen Standort hatte (FÜR DAS PUBLIKUM UND DAS STADTBILD! Ganz ehrlich, was interessieren den Bürger die logistischen Probleme, könnte man ja gleich eine Spielstätte im GVZ mit großer Laderampe eröffnen…). Und auch die Trennung vom Großen Haus war eigentlich ein Vorteil, so konnte sich ein eigenständiges Profil entwickeln. Jede “Spielstätte” die räumlich dem Großen Haus angegliedert ist wird doch im Bild der Öffentlichkeit einfach nur als “Nebenraum” wahrgenommen, dabei wäre es für eine Stadt der Größe Augsburgs doch eine einmalige Chance gewesen mit dem Kurhaus, der Freilichtbühne, der Komödie und dem Großen Haus einen beachtlichen Strauß an verschiedenartigen Spielstätten für Theater zu bieten…auch da müssen die organisatorisch-logistischen Befindlichkeiten des Theaterbetriebes einfach hintanstehen meine ich.

    Nun ist der Käs aber g’essn, die Komödie zu, und keiner weiss so recht wie es weitergeht oder ist gar vom Container begeistert. Alles sehr unbefriedigend, und dennoch millionenschwer…

  3. Gignoux Jean sagt:

    Bonjour,Ich wohne in der Provence, nahe Aix-En-Provence. Ich bin von Anna-Barbara Gignoux, ihrem Vater Jean-François sehr interessiert (1675-datiere Tod Unbekannte) der Bruder meines Vorfahren(Vorfahre) Jacques (1694-1768 ) stammende Familie seit 1590 von Nyon ( Vd) PS und seine(ihre) Gegenden seiend. Sie haben genauere Informationen auf Anna-Barbara sowie die geheiratete Familie Gleich. Ich bedanke mir bei Ihnen für Ihre Hilfe(Gehilfen). Haben Sie Verweise bei den Archiven von Augsburg (Taufen, Heiraten und Gräber)?
    Herzlich Jean Gignoux 13111 Coudoux

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